Erschütternde Lektüren – Sie hat Bock

Erschütternde Lektüren
– Sie hat Bock –

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Ja! Hat sie! Auch, wenn das viel zu selten so gesagt wird!

Katja Lewinas Buch ist kein Ratgeber im engeren Sinne. Es ist aber auch kein Roman. Es ist ihre Herangehensweise an weibliche Sexualität: Persönlich und ehrlich, mit dem Blick für's Gesellschaftliche.

Sie hat Bock besteht aus kurzen Kapiteln. Es geht um Menstruation, um Geschlechtsverkehr, um Intimgeruch und -behaarung und es geht auch darum, wie wir Sexualität in unserer Gesellschaft eigentlich leben und verschweigen.

Wenn die folgenden Kapitelüberschriften dich neugierig machen, wirst du das Buch lieben: "Gut gefälscht ist nicht gekommen", "Warum nur einen nehmen, wenn man sie alle haben kann", "Wer ist hier der Boss?", "Nicht schlechter als Sperma". Ganz ehrlich — alle Kapitel sind wunderbar. Lewina schreibt offen, aber nicht unter der Gürtellinie. Sie plädiert für Gleichberechtigung, ohne Rollenspiele auszugrenzen. Sie ist Feministin — nicht, weil sie Männer hasst, sondern weil sie davon überzeugt ist, dass Männer und Frauen besseren Sex haben, wenn wir gewisse Traditionen (wie den Kult um die Jungfräulichkeit) einfach mal in die Mülltonne hauen.

Die Veränderung

Ganz konkret hat das Buch eine Veränderung in mein Leben gebracht. Das Kapitel über Körperbehaarung (nicht nur Schambehaarung – arg, was für ein schreckliches Wort!!) gab mir den Mut, Lewinas Beispiel zu folgen: Wenn meine Kinder nicht von mir lernen, dass Körperbehaarung normal ist, brauche ich mich auch nicht wundern, dass sie sich nicht wohlfühlen, wenn bei ihnen die Körperbehaarung irgendwann sprießt. Also, auch, wenn ihr es nicht hören / sehen wollt: Meine Achseln sehen seitdem wieder aus wie die einer Frau, nicht die eines Mädchens.

Beim Schreiben denke ich seit Sie hat Bock vor allem mehr daran, dass ich eine Vorbildfunktion habe. Ich als Autorin, aber auch meine weiblichen Figuren. Wenn diese eine Entscheidung treffen, muss das nicht meine Entscheidung sein. Aber sie wird wirken, in die eine oder in die andere Richtung. Außerdem probiere ich, seitdem ich das Buch gelesen habe, viel mehr aus, wie ich über Sexualität schreiben kann, ohne vulgär zu wirken, und dennoch nicht staubtrocken. Auch da hat Katja Lewina mich stark beeinflusst.

Sie hat Bock ist absolut lesenswert. Und zwar aus meiner Sicht explizit für Männer und Frauen und alle, die sich weder dem einen noch dem anderen Geschlecht zuordnen wollen.

das Buch: Lewina, Katja. Sie hat Bock. DuMont, 2021.

Kommentar

Katharina spricht mit ihrer Lektüreerfahrung gleich mehrere wichtige Punkte an. Da ich hier nicht auf alle eingehen kann, beschränke ich mich auf zwei Aspekte.

Zum Einen spricht Katharinas Text von der Haltung, die jedem Schreiben zugrunde liegt. Ob man es möchte oder nicht, Katharina hat vollkommen Recht: Die Figuren und Formulierungen in Texten wirken. Wie man als Autor:in damit umgehen möchte, ist eine individuelle Entscheidung. Der Punkt ist aber, die Wirkung ist in jedem Fall da und es kann sehr lohnenswert sein, sich zumindest hin und wieder mit Haltungsfragen zu befassen: Wie verhalten sich meine Figuren und meine Sprache zu gesellschaftlichen Stereotypen? Für wen könnte mein Text ein positiver Einfluss sein? Und so weiter …

Für den zweiten Punkt bin ich Katharina besonders dankbar. Natürlich sind es nicht nur die Lektüren von literarischen Texten, die unser Schreiben beeinflussen. Sachbücher, Zeitungsartikel, Essays, Filme, Podcast – alles was am eigenen Verhältnis zur Welt rüttelt, hat zumindest das Potential, auch das Schreiben zu verändern.

Ihr habt auch die eine oder andere erschütternde Lektüre in euren Leben gehabt? Erzählt uns davon. Klickt einfach auf den Button und werdet Teil der BUCHBERLIN Akademie Community.

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Katharina spricht mit ihrer Lektüreerfahrung gleich mehrere wichtige Punkte an. Da ich hier nicht auf alle eingehen kann, beschränke ich mich auf zwei Aspekte.

Zum Einen spricht Katharinas Text von der Haltung, die jedem Schreiben zugrunde liegt. Ob man es möchte oder nicht, Katharina hat vollkommen Recht: Die Figuren und Formulierungen in Texten wirken. Wie man als Autor:in damit umgehen möchte, ist eine individuelle Entscheidung. Der Punkt ist aber, die Wirkung ist in jedem Fall da und es kann sehr lohnenswert sein, sich zumindest hin und wieder mit Haltungsfragen zu befassen: Wie verhalten sich meine Figuren und meine Sprache zu gesellschaftlichen Stereotypen? Für wen könnte mein Text ein positiver Einfluss sein? Und so weiter …

Für den zweiten Punkt bin ich Katharina besonders dankbar. Natürlich sind es nicht nur die Lektüren von literarischen Texten, die unser Schreiben beeinflussen. Sachbücher, Zeitungsartikel, Essays, Filme, Podcast – alles was am eigenen Verhältnis zur Welt rüttelt, hat zumindest das Potential, auch das Schreiben zu verändern.

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